Der Michelin-Führer zeichnet Christian Jürgens‘ „Überfahrt“ in Rottach-Egern als elftes Haus in Deutschland mit drei Sternen aus und nimmt es damit in die höchste Liga der Gastronomie auf. Insgesamt gibt es nun bundesweit 274 Restaurants mit einem, zwei oder drei Sternen – das bedeutet einen neuen Rekord und einen Spitzenplatz in Europa.
Bayern hat wieder ein Drei-Sterne-Restaurant: Der neue Michelin-Führer hebt die „Überfahrt“ in Rottach-Egern am Tegernsee in die höchste Liga der Gastronomie. Die Küche des 45-jährigen Spitzenkochs Christian Jürgens sei voller Finesse, Kraft und Ausdruck, sagte der Chefredakteur der Deutschland-Ausgabe des Michelin-Führers, Ralf Flinkenflügel.
In den vergangenen Jahren habe man das Restaurant etwa 20 Mal besucht, um ganz sicher zu sein. „Jürgens bringt die kulinarischen Dinge einfach auf den Punkt.“ Der ausgezeichnete Koch freute sich sehr: „Das ist der Hammer“, sagte Jürgens am Donnerstag bei der Bekanntgabe in Berlin. Dann ging er auf den zur Feier eingeladenen, 72-jährigen Meisterkoch Eckart Witzigmann zu, nahm seinen alten Lehrer in die Arme und drückte ihn lange. „Kochen ist und bleibt ein Mannschaftssport“, so Jürgens.
Vor fünf Jahren hatte der Michelin Bayerns letztes Drei-Sterne-Restaurant, die „Residenz“ von Heinz Winkler in Aschau im Chiemgau, auf zwei Sterne herabgestuft. In der Rangliste der Bundesländer kann sich Baden-Württemberg mit 67 Sterne-Lokalen schmücken. Das ist der Spitzenplatz – gefolgt von Bayern mit 45 und Nordrhein-Westfalen mit 44 Sterne-Häusern.
Insgesamt gibt es in Deutschland nun 274 Restaurants mit einem, zwei oder drei Sternen – ein neuer Rekord. „Es war ein sehr gutes Jahr“, sagte Flinkenflügel. Allein 39 neue Ein-Sterne-Häuser seien mit der begehrten Auszeichnung gewürdigt worden. „Einen solchen Zuwachs gab es das letzte Mal vor 45 Jahren.“
Berlin zur kulinarischen Hauptstadt gekürt
Drei Restaurants kamen neu in die Zwei-Sterne-Kategorie: Das Berliner „Facil“, das „Tiger-Gourmetrestaurant“ in Frankfurt am Main und das „Schlossberg“ in Baiersbronn in Baden-Württemberg. „Die Entwicklung der deutschen Gastronomie war in den letzten Jahren einfach unheimlich dynamisch“, sagte Flinkenflügel. Mit nun elf Drei-Sterne-Häusern, 37 Zwei-Sterne- und 226 Ein-Sterne-Restaurants etabliere sich Deutschland hinter dem unangefochtenen Spitzenreiter Frankreich weiter als Land der Spitzenküche und Spitzenköche.
Immer mehr junge, sehr ehrgeizige Köche mit erstklassiger Ausbildung und viel Spaß im Beruf bestimmten das Bild der deutschen Spitzengastronomie, hieß es von der Jury. Auch Köchinnen eroberten in der überwiegend von Männern dominierten Welt der Restaurant-Sterne allmählich Terrain: Drei Frauen erkochten sich jeweils einen neuen Stern im „Spices“ in List auf Sylt, im „Reisers am Stein“ in Würzburg sowie im „Clara-Restaurant im Kaisersaal“ in Erfurt. Anna Sgroi eroberte sich in ihrem gleichnamigen Lokal in Hamburg einen Stern zurück.
Gestrichen wurden diesmal die Sterne von 19 Ein-Sterne-Restaurants – die meisten, weil sie geschlossen wurden, umzogen, oder wegen neuer Orientierung den Sterne-Standard nicht halten konnten oder wollten. Einzig die „Forellenstube“ im sachsen-anhaltinischen Ilsenburg habe mit unverändertem Konzept ihren Stern aus Qualitätsgründen verloren.